Wenn der Mond sein Bad nimmt
rufst du deine Schwester in den Chor
der Wellen und Weisen
der Strandhochwohlgeborenen & Sternstundenverkünderinnen
Welche Wesen hat der Mond an Land gezogen?
Wievielen Nächten liegst du im Ohr?
Wieviele Hoffnungen hat dein Meer sterben sehen?
Welche Geburten übten den Abgang in deinem Schoß?
Wessen Geburten durften sich im Nass vollziehen?
Welchen deiner Klagen leihte der Ozean sein Ohr?
Rund um den salzigen Hall des Meeres
hast du ein Schweigen angerichtet, dazwischen Atemzüge;
Einen für jede Frau an Land
Wieviele Leiber hat dein Strand baden gehen sehen?
Welche Wasser wuschen deine Lieder?
Welchen Wellen bleibst du unter Wasser treu?
Wieviele deiner Ängste schwimmen oben?
Welchen Welten gibst du deine Stimme?
Welchen Visionen verhilfst du an Land?
zugunsten unseres Morgen
Dieser Text entstand anlässlich einer Inszenierung der Detuschen Oper im Stadtbad Charlottenburg: IMMERSION lädt dazu ein, in eine gemeinschaftliche rituelle Erfahrung buchstäblich einzutauchen, denn der Großteil des Publikums befindet sich mit den Künstler*innen im Wasser. Als Fortsetzung der erfolgreichen „Hinterhalt“-Reihe reflektiert der Abend in einer Mischung aus Operngesang, zeitgenössischer Artistik, Realtime Visuals und Techno die Themen der ersten drei Neuproduktionen der Deutschen Oper aus feministischer Perspektive: Während des Abends werden die Hexen und Geisterwesen aus LA FIAMMA, MACBETH und DIE FRAU OHNE SCHATTEN beschworen. Die Zuschauende sind größtenteils zugleich Mitschwimmende, Teil des Speaktakels und eingeladen, gemeinsam über Visionen einer möglichen zukünftigen Welt nachzudenken.