Gegenwart

90-60-90 Punkt. Landung. Brücke

Du fällst auf, nicht nur mir,
eindrücklich gebaut, offene Arme, Substanz mit Bodenhaftung –
Anmut, fast Grazie, ich nenne es Punktlandung.

Du trägst das Haar offen,
fein gezeichnete Silhouette, wilder Scheitelzug,
Körperspannung bis in den nackten Zeh, den du kokett silbern lackiert hast.

Du lachst im Gehen und doch immer auf Augenhöhe
nie über immer mit mir. Über uns auch. Am Ende vor allem.
Du springst über Zeilen, öffnest Klammern, fließt.

Sei Fluß mir. Delta. Charly? Delta! Sei armbreit offen und über alle Wipfel geborgen.
Sei felsenfest zart bis in die Haarspitzen und bis über beide Ohren unter Wasser, weil da das Küssen salziger schmeckt.
Sei Raum und Rate, Rigips und Rahmen, Tür und Tante Emma Laden, sei mir.

Gegenwart

Gold- und Silberstreuer

Richtig gutes Zeug

Wie der Wein, der zu keinem Essen passt aber auf deine Lippen.

Wie die Wut, die sich feige in dir krümmt und einen auf Melancholie macht.

Wie Michelangelo, der der Hässlichkeit Tür und Tor öffnete, die er der Liebe verschloss.

Wie die Tante der Tante, die das Rezept für den leckersten Käsekuchen und ihr Erbe der Kirche vermachte.

Wie die Wunde, die du aufreisst noch ehe der Schorf ablässt.

Wie die Heimat, die du in dir um die Welt trägst, umso unabdingbarer je mehr sie dich verschmähen.

Wie dein Blick, den du zur Ruhe in einen Nacken bettest, der dir eben noch fremd.

Wie dein Glaube an die Möglichkeit der völligen Erneuerung der Welt.

Allein stehend, ganz Flügel der Morgenröte samt güldenem Schweif.