Gelüste

Bisslüstern bis zum Knie

Nicht mein Satz. Nicht meine Worte. Geliehen das Komma, der Punkt, das Fragezeichen. Auch der Absatz: Fehlanzeige! Das Lächeln: second hand. Der Augenaufschlag: Nicht mein Ass. Nicht mir die Angst auch, die dich trägt. Verzagt. Verzärtelnd. Vor sich her. Schild und Schale. Spiegel mitunter. Mir. In guten wie in Regenzeiten. Wetterscheide deine Wut, die erst aufzieht, wenn mein Wundern sich schlafen legt.

Sich schlafend stellt zumindest, dösend dem Unmöglichen meinen rechten Zeh kredenzend. Bisslüstern bis zum Knie. Barbusig die Kniescheibe gar, sagt dein Blick, der meiner Wade gefolgt war. Ich wünsche mir ein Unwetter auf die nackte Haut. Ein reinigendes. Eins mitohne Blitz. Das mir Gänsehaut und dir ein Gähnen abverlangt. Ein Grollendes. Unaufhaltsames. Küstengeborenes. Was sag ich, eins mit Fernweh auf den sandigen Lippen.

Eins, das Zähne zeigt. Mit geschlossenen Augen. Sätze im Handschuhfach hortet, die Ruhe bergen. Vor Sturm. Scham. Und Kleinlichkeit. Die Räume öffnen zwischen geliehenen Schenkeln. Vokalumsäumt und schüchtern wie vorm ersten Kuss. Auf die Knie! Auf die Wade! Auf den Handrücken die Lippen gesetzt – Gaze war gestern – und wieder von vorn. Wortlos zwischen Satzzeichen wandelnd, das Lippenpaar Tango lehren. Und Kasatchok. Und Pfeifen!

Gelüste

Tigeraugenblick, sei wachsam!

Ihr Morgenstundenlohn sein Lachen, das sie auch abends durch die Gänge trägt. Das Räuspern stets erst kurz vor der Nachspeise serviert, ihr an der Innenseite des kleinen Zehs Gänsehaut verursachend. En passant dem Kellner die Höhe des Trinkgeld signalisierend, auf dem Hüftbeine ein Tigerauge balancierend, das dem neuen Jahr noch durch die Jeans Aufwartungen macht. Heimlich versteht sich. Lacht dann auch sie.

Lacht und weiß, dass hinter dem Lachen Falten sich schlagen, prügeln gar um den besten Platz zwischen Stirnlocke und Kinnhaken, zwischen Wimperntusch und Kniekehle. Lauthals den Sinn des Lebens und der Jahresendzeitbilanz verfluchend und wie nebenbei die Steuererklärung zwischen den Wangenknochen zermalmend. Sicher ist sicher und ach, my dear, ruhe in Fetzen, du Zahl gewordenes Leben, das du die Streifen quer und das Lächeln längs dem Rückgrat trägst. Ihr Tigerauge hat ein neues 52-Wochen-Paket im Blick. Und dich.

Das leere Glas an seinen Fingerspitzen kühlt ebenjene nur ungenügend, war doch eben noch Spätburgunder und Kerzenschein und Konversation. Jetzt aber steht da was von Zärtlichkeit auf dem Menü. Als Carpaccio auf weissem Moselschiefer serviert, stilecht aber durchscheinend zuweilen, mit frischen Pfefferbeeren und grobem Salz. Und kretischem Olivenöl bis über beide Ellbogen, Tigeraugen kraulend.