Gelüste

Atemübungen unter dem Einfluss von Gaatoodemylängli

Heute feierlich drei erste graue Haare mir ins Brusthaar geflochten mit rauchzarten Fingern. Ruß auf der Zunge die süßgelbe Pille nasser Schuhe geschluckt und – selten genug – mich an eines Rauchers Charme erfreut. In der Folge wider besseren Wissens dem Zimt in Dosen verfallen und innert weniger Minuten der Kryptia erneut auf den Leim gegangen. Vorsichtshalber den bereits persistierend flimmernden Vorhof gefliest und die Kammern vom Staub der zuvor etwas unvorsichtig ausrangierten Raucherlunge befreit.

Es wird Winter. Das Salz der Straßen zieht in Mantel- und Hosensäume. Backrohre werden zurückerobert. Risottoambitionen seiner Besitzer zum Trotz zeigt der Topf zwei Daumenbreit unter dem leidlich passenden Deckel Trauerränder, die jeder Drahtbürste schon von Ferne den Atem nehmen. Unter Wasser gesetzt und mit jahrelang geübten Emergency-Pumpen neue Puste zwischen die Stoppeln gedrängt, gelingt minutenweise die Schaffung eines würdigen Metallgefäßes.

Ob der Energieverschleuderung einen siebenzackigen Stern gehustet, der die Nacht für ein paar wertvolle Momente zurückweichen lässt und Raum schafft für ein paar Gedanke jenseits von Rezept(uren) und Zuzahlungsbefreiung. Noch ist nicht der 31.12. und das macht Mut – und rote Zahlen. Ich lechze nach Veränderung und würge Kümmelfetzen – auch das Backblech bedarf einem wirkungsmächtigen Großreinemachen. Erst aber: In den Unterbauch atmen, die Augen schließen, schlangenlinienformende Luftlassos imaginieren, Ausatmen.

Gelüste

Ich nenn‘ es Kaiserschnitt

Dieses ewige Versteckspiel so satt, stattdessen Sehnsucht nach klaren Worten, einem nur. Einem, das trifft. Prägnanz. Wucht. Vehemenz. Und nicht einem nur, einem ganzen Wagen voll. Endlich wieder wühlen in Satzkonglomeraten, eingraben in Formulierungskünsten, untergehen in waghalsigen Worttoupets bar jeden Satzzeichens. Endlich mal nicht mehr jedes Wort vom Munde absparen, stattdessen verschwenderische Schachtelsätze verteilen. Eigene Texte bauen. Lesen, stapelweise.

Dem dräuenden Dunkel abschwören und wie Liz Farbakzente setzen, es wagen, bemerkt zu werden. Die Haare nicht nur zum Schutz missbrauchen, sondern mit Glanz versetzt mir ums Haupt winden. Knie zeigen und Stiefel tragen, die neuen roten zum Beispiel. Die Ohren mit Musik verwöhnen, möglichst welcher, die gleich die Knie mit befruchtet und den Leib beben macht, Kurven ziehen. Lachen, ganz wichtig. Lachen, mit beiden Augen und ganz tief aus dem Bauch heraus. Teilen, mich, meine Lust und das Leben nach Feierabend.

Mutig sein und weitergehen, weiterfragen auch. Neue Ziele bestimmen. Rat bei Fremden einholen, Freunde zum Kochen einladen und umgekehrt. Gemeinsam essen und zwar gut. Sorgsam mit mir sein in jeglicher Hinsicht, das haben mir die letzten 2 Wochen in all ihrem Schrecken mal wieder nahe gebracht. Den Blick in den Spiegel wagen und Umarmungen tunlichst nicht immer aus dem Weg gehen. Nicht nur verzichten, auch mal zuschlagen, zärtlich versteht sich, genießerisch. Ein, zwei Ladungen Kunst ins Hirn schaufeln und jede Menge Leichtigkeit. Ob’s klappt?