Gemäuer

Wien weiß zwischen den Zeilen mit Kunst zu klimpern

Der Wiener November trumpft mit leuchtenden Srtaßenlaternen auf, Schaufenster stehlen sich gegenseitig die Schaue, die Traditionskonditorei Demel wartet heuer mit Kaiserschmarrn to go aus einem der Fenster auf. Standing Ovations von Touristen wie Einheimischen, das Vater-Tochter Duo, das mit einem verschwörerischen Blicke-Tausch unter Fell-umsäumten Kapuzen das heutige Abendessen hier stattfinden lässt, löffelt selig im Weggehen. Ich ziehe weiter, Museen stehen auf meiner Liste dieses Mal, das von den Globen ist klein, ein Obergeschoss im ersten Bezirk erzählt die Geschichte der Globen dank Wiener Sammler-Bestände eindrücklich an vielen Beispielen groß und klein. Das Weltmuseum hatte mich schon lange angestrahlt, doch bisher war es sich nie ausgegangen. Mein Glück, denn aktuell warten zwei außerordentliche Ausstellungen auf die Besucher, die sich von der hochherrschaftlichen Fassade nicht abhalten lassen, “einfach” hereinzuspazieren und mitzudiskutieren. Denn eigentlich möchte das Weltmuseum einladen, ausprobieren, mitspielen, es schaut nur so ernst. Wirklich!

Südbahnhotel, Sommerfrische, Semmering

Am Wochenende folgte ich trotz abnehmenden Lichts und zunehmen einstelligen Temperaturen einer Einladung in die “Sommerfrische”! Sommerfrische heißt im Atlas “Semmering”, liegt eine Stunde vor Wien und hat eine kleine feine Sammlung Villen und Grandhotels am Start. Größtenteils etwas in die Jahre gekommen und vom Charme her eher Marke “war mal was, konnte mal was, gehörte mal wem”, aber verschneit und mit Nostalgie-Filter so was von eine Reise wert.  Das Großartigste auf vielen Gebieten ist sicherlich das Südbahnhotel, in verschiedenen Bauabschnitten gebaut, nach verschiedenen Interimsnutzungen und Leerständen, mit einer lasziven Baufälligkeit gesegnet, bietet es aktuell unter anderem dem österreichischem Entfant Terrible der Filmszene Paulus Manker und seinem Filmschaffen, etwa in Sachen Alma Quartier. Davon zeugen unzählige Requisiten und die wie eben nur für den Tag verlassenen Zimmer und Teamräume der Crew-Mitglieder. Wohl dem, der eine Kamera mit gebracht hat.

Warum Drei Töne kein Dreieck Bilden

Aber auch von der Klettenheimerschen Kleinkunst im Achten lasse ich mich dieses Mal verführen, ich besuche das Volkstheater anlässlich eines Auftritts des legendären Beschwerdechors und ich lasse mich auf Katharina Grosse ein, die in der Albertina einen ganzen Raum mit Farbe in beschlag nahm, nachdem ich ihr in Berlin, zwar unabsichtlich, aber trotzdem immer aus dem Weg gegangen zu sein schien.

Albertina, Wien/Vienna (01.11.2023–01.4.2024) © Katharina Grosse / Bildrecht, Wien 2023, Ausstellungsansicht, Foto: Sandro E. E. Zanzinger Photographie (2023)

Die eingangs gestellte Frage, warum Drei Töne kein Dreieck bilden kann ich danach zwar nicht beantworten, aber ich habe sie mir immerhin gestellt und beschlossen, mehr Farbe zu tragen und rauszufinden, wie das klingt – in meinen Ohren und denen derer, die mich betrachten. Ich ziehe weiter durch den Zweiten bezirk (viel), den Neunten (neue Liebe), den 15. (Schmelz! – die heißt wirklich so und ist eine Kleingartenanlage). Und diesesmal bei Schneefall mit der Bim bis nach Nußdorf raus auf einen Spaziergang am Donauufer entlang, soweit die Füße trugen, ohne zu Eiszapfen zu werden.