Gestern

2015, you did it and you did it great

2015, du hast es geschafft! Gerade noch rechtzeitig die Kurve gekratzt und dann Feuer frei für dieses heiß ersehnte 2016. Aber zunächst der Blick zurück. Du hattest ziemlich viele Wow-Seiten, ausreichend Spannung unterm Kiel und einige Querschläger am Start! Mehr Machen weniger Wollen lautete das Motto. Und sonst so?

JAHRESENDFRAGEN à Mek:

Haare länger oder kürzer?
Länger.

Mehr Kohle oder weniger?
Samesame.

Mehr ausgegeben oder weniger?
Mehr.

Mehr bewegt oder weniger?
Samesame. Aber weniger getanzt, leider.

Der hirnrissigste Plan?
Endlich mal wieder einige.

Die gefährlichste Unternehmung?
Operationen am offenen Herzen. Worth it.

Der beste Sex?
Halleluja! Ebenso unverhofft wie durchdringend.

Die teuerste Anschaffung?
Ein neues Fahrrad, ein neues Macbook, sonst schönerweise Reisen.

Das leckerste Essen?
Es war viel Gutes dabei, viel Selbstgekochtes und dann diese karamellisierten Auberginen!

Das beeindruckendste Buch?
Herrlichkeit.

Der ergreifendste Film?
Da gab es einige, wie Viktoria, B-Movie oder Montage of Heck. Und dieses Jahr habe ich es auch mit Serien versucht. Mal sehen.

Die beste Musik?
Ólafur Arnalds, Wars on Drugs und überhaupt an dieser Stelle: Danke, Spex!

Das schönste Konzert?
Das schönste? Ich fürchte, es waren nur zwei: Sophie Hunger im Huxleys und Boy im Lido.

Die meiste Zeit verbracht mit …?
Dem Sturm an meiner Seite.

Die schönste Zeit verbracht mit …?
ditto.

Vorherrschendes Gefühl 2015?
Halleluja, so fühlt sich das also an! Und wann geht es endlich los?

2015 zum ersten Mal getan?
Tabula Rasa.
Eine Kündigung ausgesprochen. Korodin genommen.
Eine Liebeserklärung ausgesprochen.
In Texas gewesen. Und auf Sardinien. Im Erzgebirge. Und in Indien.
Segeln auf dem Wannsee. Sternschnuppen gesehen. In einem Turm übernachtet.
Es war ein Jahr der ersten Male.

2015 nach langer Zeit wieder getan?
Eine Auszeit genommen. Von Hand geschrieben. Einen Mädelsabend veranstaltet. Zum Osteopathen.

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?
1) Einen Monat mit offener Wunde zu verbringen.
2) Zweifel.
3) Ungeduld.

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Dass es daheim auch sehr schön sein kann.

Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Einen ganzen Monat ohne wenn und aber.

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Ein Weihnachtskalender.

Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
Gott sei Dank bin ich umgeben von schönen Sätzen.
“Ich umschwärme dich” ist ziemlich weit vorn.

Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Ja, ich will.

2015 war mit einem Wort …?
Romantisch.

Im Einzelnen:
Januar

Der Januar stand im Schatten eines Dezembers in Argentinien. Wieder in Berlin und in Lohn und Brot zu sein war gewöhnungsbedürftig. Tim Leberecht stellte sein Buch “Business Romantic” vor. Das prägte das gesamte weitere Jahr, was ich damals allerdings so noch nicht ahnte.

Februar
Im Februar ging es nach Madrid und Texas. Beides Konferenzen, die in Texas hiess SXSW und war irre anstrengend, aufregend und voller Begegnungen. Ich wurde ein Jahr älter und bekam eine Campingausrüstung geschenkt, die seitdem auf ihren Einsatz wartet.

März
Im März habe ich versucht mittels Fasten meine Nahrungsmittelunverträglichkeiten in den Griff zu bekommen, das misslang, dafür verlor ich einige Kilo. Es gab viel an Besuch, aber der Frühling liess auf sich warten.

April
Der April strotzte vor Sehnsucht. Immer noch kein Frühling.

Mai
Im Mai kam erst mein Bruder zu Besuch, dann wurde eine Party gefeiert und schliesslich kam mein Vater für ein paar Tage und brachte gutes Wetter und damit eine Fahrradtour durch den Berliner Süden mit. Im Mai begannen leider auch die Schmerzen.

Juni
Die Schmerzen wurden leider schlimmer, weswegen die Reisepläne endgültig über den Haufen geworfen und stattdessen das Antibiotika angeschmissen wurde. Ich habe erstmalig eine Pralinenmanufaktur besucht und durfte frisch gedrechselten Blätterkrokant probieren. Schlussendlich hiess es dann Krankenhaus, OP-Tisch und das alles mit unsicherem Ausgang und viel Antibiotika.

Juli
Das hatte auch sein Gutes aka Zeit für Freunde, die mich in Scharen besuchen kamen, auch wenn die Klinik jenseits des S-Bahnrings lag. Ich genas eis essend und die Station bebackend, die Entscheidung reifte und so traf ich im Juli eine Entscheidung, die reifer nicht hätte sein können und kündigte meinen Job. Zurück zu Hause kaufte ich drei Kleider auf einmal und beschloss, öfter Knie zu zeigen.

August
Der 1. August wollte im Schwarzwald zelebriert werden, so richtig mit traditionsreicher Wurstplatte und Baden im Bergsee. Am 12. August dann segelte ich auf den Wannsee und kam nicht mehr zurück. In den Job. Stattdessen wurde in Sardinien geheiratet und wir durften mitfeiern. Grossartige Entdeckung, dieses Inselchen!

September
Im September reiste ich zurück nach Madrid und sprach zum Thema Designing Romantic Brands in the Big Data Age, traf alte Freunde wieder und joggte durch Madrid. Erst im Nachhinein erfuhr ich, dass ich dabei nicht ganz so sichere Parks durchkreuzt hatte. Im September ging es auch für ein anderes Projekt nach Paris – noch nie hatte ich auf einer Messe so viel Spass, so viel Medienresonanz und so wenig zu essen. Und zum Monatsende ging es relativ spontan nach Indien für drei Wochen Ayurveda satt.

Oktober
Dafür gingen große Teile des Oktober drauf. Schon lange nicht mehr so viel von Hand geschrieben, so viel gelächelt und von so viel positiver Energie umgeben gewesen. Mein Körper war der Umstellung leider nicht gewachsen und mein Kreislauf brach zum zweiten Mal in diesem Jahr zusammen.

November
Den November daher anders angegangen und Korodintropfen für mich entdeckt und seitdem nie wieder ohne das Haus verlassen. Zwei berufliche Projekte hielten mich zusätzlich auf Trab: Ich versuche mich erstmalig als Stollen-Kritikerin für den RBB und als Kulinarische Scoutin und Community-Aufbaugehilfin.

Dezember
Der Dezember war 2015 zwar so warm wie nie, stand für mich aber trotzdem unter einem knallroten Stern: In 24 Portionen durfte ich Berlin und Ostdeutschland von Seiten kennenlernen, die mir bislang entgangen waren. Ein Dezember, der Lust machte auf dich, 2016!

Gestern

Ein Schal schreibt Geschichte

Vor drei Jahren verguckte ich mich in den Schal der Kundin. In einen Shade of Grey, der ganze Berge in mir zum Klingen brachte, saß sie gehüllt eines Morgens beim Meeting. Ein Schal, wie für mich gemacht: Zum Einhüllen gleichermaßen wie zum um den Hals wickeln. Lang genug und als Schlaufe genäht, dass er auch als Überwurf an lauen Sommerabenden dienen wollte.

Zwei Jahre habe ich benötigt, um mich zum Kauf zu überzeugen, es gab und gibt ihn immer noch bei American Apparel in allen Schattierungen übrigens, und ich schlug zu, als ich zur Buchmesse in Frankfurt weilte und einen Grund brauchte, um mich meiner Nostalgie hinzugeben. Etwa einen Monat trug ich ihn zu allen Gelegenheiten, dann war er plötzlich weg. Ich musste ihn bei einer meiner Touren durch die Stadt verloren haben. Natürlich fuhr ich alle Stationen ab, doch vergebens. Ich haderte. Zwei Wochen lang. Dann kaufte ich mir den tupfengleichen Schal nocheinmal. Diese Mal in Berlin. Ich widerstand der Versuchung, eine andere Schattierung, eine andere Textur zu wählen. Ich sollte kaum dazu kommen, ihn zu tragen.

Zwei Tage später telefonierte ich mit einem meiner Lieblingscafés und im Verlauf des Gesprächs fragte mich der Besitzer doch tatsächlich, ob ich nicht einen grauen Schal vermisse – man habe das bei meinem letzten Besuch vergessen, aber der Schal warte auf mich am Tresen. Ok! dachte ich mir: Dies sei meine letzte Lektion in Sachen Ungeduld! Und gleich beim morgendlichen Joggen am nächsten Tag eilte ich ins Café Kraft. Tatsächlich händigte man mir dort ungefragt den vermissten Schal – und einen spontan georderten Kaffee – aus. (Davon dass ich auf dem Heimweg von einer Wahrsagerin angehalten wurde, die mir ungefragt letzteBlockaden aus dem Bauch zauberte, fang ich jetzt nicht noch an.)

Zwei Schals also. Kann nur mir passieren.
Ich beschloss zu genießen, trug den ersten Schal wieder, fast ausschließlich. Als ich meine Cousine in Hamburg besuchte, die einen ähnlichen Geschmack hat wie ich, vermachte ich ihr meinen zweiten Schal und wir verbrachten ein Wochenende im Partnerlook. Grossartig diese Schals: perfekte Ergänzung zum Kleid und Mantel, schmiegen sie sich an dich, wenn du fröstelst, schmeicheln dem Kleidungsstück, der Begleitung und dir.

Ein Schal glücklich in Hamburg, einer in Berlin. Einen Winter lang ging das gut. Zu gut? Vorletzte Woche passierte, was keiner ahnen wollte, ich am allerwenigsten: Ich ließ meinen Schal nach einer Vorstellung in der Volksbühne liegen. Reihe 17, Platz weiß ich nicht mehr! Streets of Berladelphia. Wenigstens. Denn Zack! Weg! Spurlos! Alle Versuche über den (sehr tollen!) Abenddienst an das gute Stück zu kommen – vergebens! Der Schal hat definitiv noch jemandem gut gefallen und ich stehe jetzt vor der Entscheidung, ihn mir zum dritten Mal zu kaufen.

Schalschicksal, darf ich bitten?