Gemäuer, Leise Vergnügungen

Leise Vergnügungen VII

Sometimes we float { © Anne Seubert
Into darkening water we fall
pressure building
Sometimes we swim, sometimes we float.
Julian Charrière

 

# Ton, der aus Saiten fällt.
# Fremde Fingernägel auf bloßer Haut
# Resonanzen, geraucht nicht gefüttert
# Kniekehlen lochbestrumpft in Stiefelmündern
# Ein Mann am Klavier
# Wesensknappheit
# Worte wie Schwimmwesten
# Schatten, der sich zwischen Stuhlreihen schmiegt
# Küsse statt KPIs
# Spürbar Widerspruch im Nacken
# Erfahrenheit
# Fließgeschwindigkeitenzähler a. D.

Leise Vergnügungen III, III, IV, V, VI.

Gelüste, Leise Vergnügungen

Leise Vergnügungen VI | November Edition

Dream Baby Dream | © Anne Seubert
# das schauern, als mein hirn langsam begreift, dass das lächeln und das spontan konspirativ gehauchte ‘hallo’ des mannes mit mütze an der grün werdenden ampel auf edgar selges lippen ruht.

# die wollene wärme des schals, die den bloß gebliebenen nackenanteil zwischen mantelkragen und haaransatz mühelos auf zimmertemperatur und darüber hinaus hebt.

# die trotzig zwischen den dunkelheiten aufmüpfende sommerwärme, die diesen schal ein ums andere mal obsolet werden lässt.

# die fremden fingerkuppen, die auf dem weg zur jackentasche an meinem handrücken für momente innehalten und dabei meine haut auf ihre alten jahre hin tango tanzen lehren.

# der blick, der vor vergnügen lautlos aufjuchzt, als er meinem verzogenen mundwinkel auf die spur kommt.

# die hälfte eines stuhls, die mir wie selbstverständlich freigemacht wird, als ich minuten zu spät zum bereits überfüllten geheimtipp des berliner mittwochabends auflaufe, gepaart mit dem zwei-bassig intonierten stella maris und dem glas wein, das immer wieder auch in meine hand findet und meinen lippen nebbiolo anbietet.

#  das lachen, das mich erwartet, als ich die tapasbar als einheimische endlich auch finde, dieses lachen als hätte es jahre auf diesen moment gewartet, und in das ich so leicht einstimmen kann, als läge hinter mit nicht ein tag wie dieser.

# der einzelne amerikaner, der beim einsamen hotelfrühstück morgens um 7  spontan mit mir so tut, als wären wir aus versehen in einer filmkulisse gelandet und könnten also all das tun, was man sonst nicht zu tun wagt.

# die nonchalanten komplimente, die in unseren smalltalk ebenso kunstfertig wie dreist eingeflochten werden, so dass unsere gesprächspartner sie nicht bemerken und wir innerlich erröten. dankbar.

# die schattenspiele, die das licht zwischen die hauswände ziseliert, mit einer grosszügigkeit, dass mir die kamera gar nicht mehr aus den händen will und ich für momente vergesse, zu schreiben.

# das schreiben, das mir dieser tage so leichtfertig aus den händen fließt, dass papier gekauft werden will in läden, die zum verweilen nicht nur einlädeladen, sondern mich durch ganze nachmittage tragen.

# dreams, baby

Listen, Baby

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