Gelüste, Leise Vergnügungen

Leise Vergnügungen VI | November Edition

Dream Baby Dream | © Anne Seubert
# das schauern, als mein hirn langsam begreift, dass das lächeln und das spontan konspirativ gehauchte ‘hallo’ des mannes mit mütze an der grün werdenden ampel auf edgar selges lippen ruht.

# die wollene wärme des schals, die den bloß gebliebenen nackenanteil zwischen mantelkragen und haaransatz mühelos auf zimmertemperatur und darüber hinaus hebt.

# die trotzig zwischen den dunkelheiten aufmüpfende sommerwärme, die diesen schal ein ums andere mal obsolet werden lässt.

# die fremden fingerkuppen, die auf dem weg zur jackentasche an meinem handrücken für momente innehalten und dabei meine haut auf ihre alten jahre hin tango tanzen lehren.

# der blick, der vor vergnügen lautlos aufjuchzt, als er meinem verzogenen mundwinkel auf die spur kommt.

# die hälfte eines stuhls, die mir wie selbstverständlich freigemacht wird, als ich minuten zu spät zum bereits überfüllten geheimtipp des berliner mittwochabends auflaufe, gepaart mit dem zwei-bassig intonierten stella maris und dem glas wein, das immer wieder auch in meine hand findet und meinen lippen nebbiolo anbietet.

#  das lachen, das mich erwartet, als ich die tapasbar als einheimische endlich auch finde, dieses lachen als hätte es jahre auf diesen moment gewartet, und in das ich so leicht einstimmen kann, als läge hinter mit nicht ein tag wie dieser.

# der einzelne amerikaner, der beim einsamen hotelfrühstück morgens um 7  spontan mit mir so tut, als wären wir aus versehen in einer filmkulisse gelandet und könnten also all das tun, was man sonst nicht zu tun wagt.

# die nonchalanten komplimente, die in unseren smalltalk ebenso kunstfertig wie dreist eingeflochten werden, so dass unsere gesprächspartner sie nicht bemerken und wir innerlich erröten. dankbar.

# die schattenspiele, die das licht zwischen die hauswände ziseliert, mit einer grosszügigkeit, dass mir die kamera gar nicht mehr aus den händen will und ich für momente vergesse, zu schreiben.

# das schreiben, das mir dieser tage so leichtfertig aus den händen fließt, dass papier gekauft werden will in läden, die zum verweilen nicht nur einlädeladen, sondern mich durch ganze nachmittage tragen.

# dreams, baby

Listen, Baby

Leise Vergnügungen III, III, IV, V.

Gedanken, Leise Vergnügungen

Leise Vergnügungen V

Berlin Skyline Sunset

# Jedem Fenster eine Geschichte aufs Sims schreiben
# Einzelne Frühlingsgefühle kandieren
# Die Nächte entlausen & dem Schlaf wieder Träume abtrotzen
# Eine Woche voller Sonntage ausrufen
# Der Welt auf leisen Sohlen begegnen, immer eine Dosis Streicheleinheiten im Ärmel
# Den Morgen mit einer Gutenachtgeschichte begrüßen
# Himmelwärts denken & dabei Wolken in den Wahnsinn kratzen
# Den Kaffee schluckweise mit Kardamom bestäuben
# Dir beim Frühstücken zusehen und heimlich Notizen machen
# Eine Runde Madeira ausgeben
# Den März schon vor dem Februar loben
# Liegben lassen

Leise Vergnügungen III, III, IV.