Gestern

Ein Blinzeln im Auge des Sturms

Wenn man sich für einige Wochen jeden Gesichtsausdruck spart, hat man plötzlich wieder zwei Hosentaschen voller Lächeln übrig. Natürlich auch zwei Hosenbeine voller Tränen, aber davon sei hier nicht die Rede) Man kann also wieder aus vollen Säcken schöpfen und dem Nächstbesten ein breites Grinsen ins Gesicht werfen. Einfach nur so. Oder dem Bäcker, weil sein Brot so gut durftet und “Tante Ernas legendäres Gurken-Wurstbrot” heißt. Oder dem Nachbarn, der sein Paket erst nach drei Wochen abholt, weil er in Marokko weilte, und entsprechend erholt aussieht. Großzügig anstrahlen geht auch beim entgegenkommenden Autofahrer, der, man erkennt es beim Blick in den imaginären Rückspiegel am eigenen Fahrradlenker, seinem Fahrzeug den Namen”Schwerelosigkite” auf die Kruppe geklebt hat.

Das Tattoo-Studio im Erdgeschoss erhält sogar ein Blech frisch gebackener Walnuss-Brownies und fürchtet prompt um seine Hüften. Mir doch egal. Schnell noch ein paar Briefe parfümiert, Lippen beglückt und Mohnsträuße gepflückt. Die Wahrnehmung über ein, zwei Horizonte gedehnt und die Rückenmuskulatur gleich mit. Ein Steak – das erste des Jahres – verputzt und einen ganzen Nachmittag Müßiggang gepflegt, barfuß versteht sich.

Und dann wieder Stille. Reißbrett. Und vierundvierzig Meter Angst.