Gestern

Die Engel spielten jeden Tag Basketball

Wir wünschten ihm holde Hanteln und wussten doch, er würde einmal mehr zwischen Folianten enden. In Büchern nämlich sprach er, jeder Witz eine auf das aktuelle Gegenüber angepasste, bereits mehrfach optimierte Pointe. Gut abgehangen und mitunter einen Tick zu beiläufig aus dem Ärmel geschüttelt. Erwiderungen wirkten per se grobschlächtig und wurden immer öfter durch backfischhaftes Lachen ersetzt. Dem blitzblanken Licht aber trotzte die Wehmut ungeliebter Tage mit wollbesockten Füßen und Hustensaft. Bockstößiges Wirren zankte rebensaftige Äpfel verteilend die Aschenbahn entlang und die Engel spielten jeden Tag Basketball.

Ich will nicht. Bloß nicht. Nicht heute. Nicht einen winzigen Schritt. Nicht einen einzigen Blick. Nada. Niente. Niemals nicht und heute schon dreimal nicht. Fünfeinhalbmal. Siebendreiviertel.

Und schon ist die erste Prim genannt, die Kurve verliert ihre Unberechenbarkeit und Lemma ist nur mehr einen Winkelzug entfernt. In diesem Quadranten wird er einschlagen, sobald die Ableitung versagt ist es pures Vabanque, ich weiß und kann die Spirale doch nicht stoppen. Wagenladung um Wagenladung karren nun Miasmen meine Speiseröhre herauf, unbeirrbar von Schluck- und Speiversuchen. Je enger die Kreise, je höher aufgetürmt die Ladung. Zitternd verliert das Hirn seine Borke in Erwartung der gleichermaßen wertvollen wie verabscheuungswürdigen Fracht Erinnerung. Am Zäpfchen ausweichend manövriert, den Hypothalamus im Visier, am Revers rhetorisch: die Engel spielten jeden Tag Basketball?

Gedanken

Frostnatur

Immer wieder Gänsehaut. Trotz der Sonne. Aufgrund der Sonne. UV-gebleichte goosebumps dicht gedrängt auf einem Hautfleck. Deinem Hautfleck, nicht weit von meinem. An Wasserstoff und Helium geröstet, luftgetrocknet, kross gebräunt. Dampfend. Meilenstiefelschritte unter dem Brustbein aber Herzfrösteln, eisige Schauer insbesondere an der moosigen Nordwand. Die herzimmanenten Kolonialillusionen, sein imperiales Gehabe waren mit dem Verlassen des mütterlichen Mundes bereits in sich zusammen gefallen und konzentrierten sich fortan auf das Kuria-Muria-Archipel. Musselintrunkenen Schrittes wagte er dort den ein oder anderen Strumpfbandwechsel am mosquitoumschwärmten Straßenrand, tunlichst fern jeder Laterne.

Das rechte Knie dabei einen nur dem Eingeweihten erkennbaren Hauch zögernder gebeugt, bleibt das Herz jenseits der Raumtemperatur und damit eindeutig unterkühlt. Ihn friert es achselbeugenzentriert, Gänsehaut in linksgedrehten konzentrischen Kreisen nun auch sichtbar auf der Epidermis verbreitend, sichtbar gar, hätte er heute im allmorgendlichen Grauen nicht vorausblickend zugunsten seines petrolfarbenen Leinenblazers auf das sonst so gern gewählte graumelierte Muskelshirt verzichtet. Oberflächenspannung braucht sich nicht erst einzustellen, sie ist ohnehin vorhanden und wird durch die sich synchron erhebenden seit Jahren tagtäglich barbierten Follikel nur mehr grenzwertig maximiert. Er lächelt seinem imaginären Betrachter denn auch gleichermaßen entschuldigend und beruhigend zu.

Es bleibt die Hitze eines Sommertages irgendwann so Mitte August außen vor. Er selbst bleibt zwar beschienen aber ungewärmt, die inwendigen Eisregen ungebremst. Seine Fingerkuppen nach innen gestülpt streicht er sich den schmerzenden Nacken, lockert die lange schon des Lächeln müden Lippen und sucht in neumodischen, dadurch allerdings viel zu klein geratenen Hosentaschen nach dem letzten Rest feuchter Wärme vom letzten Teebeuteltransport. Pfefferminz erkennt er, das Bekennerschreiben bereits im Kopf wenigstens aufsetzend, eindeutig Pfefferminz. Deren erfrischende Wirkung hatte ihm gerade noch gefehlt, schmunzelt er zwischen zwei wohlformulierten Sätzen: Es wurde bewusst versäumt, ausreichend Wärme während der Sommertage im Gewebe zu speichern.