Gelüste

Mein Ego hat Hunger

Warum nur ist es so schwer dem Labyrinth der in den Hintergrund gedrängten Möglichkeiten ein paar Chancen abzuluchsen. Warum wacht das Leben so geizig über sie, als wären sie sein Besitz, als wären sie zu verhandelnde Ware?
Warum lassen sich Möglichkeiten so leicht verdrängen, so leicht vergessen. Auch die üblen, die ausgeführten, warum ist unser Gedächtnis so korrumpierbar, so feige letztendlich?
Verflucht, warum bist Du immer noch lieber Sündenbunker denn flatternder Windhauch von Nichts und der Sommerbrise getragen. – Ich setze den Fuß in die Luft und sie trägt.

Narben von Messern und Salz auf der gewölbten Brust machen aus der lasziven Geste, verletzliche Vertrautheit und aus dem vermutet erotischen Anschmiegen ein Schutzsuchen. Gewölbte Handinnenfläche wird zum Ja, zum Trost, wo kein Trost möglich ist. Wo kein Trost erwartet werden darf und doch existenziell wäre und ist. Narbenmeere bleiben zurück, legen sich vor das Gesicht, mischen sich unter die Tränen, machen Sinnlichkeit unmöglich und frieren. Segelweise, karawanenweise Wärme vermisst man, wenn der Wortbildungsprozess auf der Strecke bleibt.
Du müsstest ein Buch schreiben, um Dein Leben zu rechtfertigen. Vor dieser Gesellschaft aber vor allen Dingen vor Dir selbst. Dein Ego hat nicht nur Hunger, es ist essgestört, magersüchtig und leidet unter Fressattacken. Immer wieder verliert es die Kontrolle und gibt sich rauschlosen Beweihräucherungen hin, um dann am nächsten Morgen verkatert festzustellen, dass diese nichts als drogeninduziert waren. Und dann folgen Nächte und Tage des hungrigen Erwachens, des Gierens und Geierns nach Aufmerksamkeit, Annerkennung und Bestätigung. Erfolglos selbstverfreilich. Die Momente der Stärke der Lächerlichkeit preisgebend, in den Schmutz tretend. Rasend scheiternd, den Schweiß im Nacken lechzt und erniedrigt es sich. Tiefer und tiefer. Hintern hoch, Stirn auf die Bodenfliesen gepresst. Tiefer noch. Und da ist nichts, was das Ego der Realität näher brächte, nichts was ihm Menschenwürde einflöße, niemand der zarte Arme bereithielte. Tiefer noch. Aber nicht tief genug um eine tödliche Dosis darzustellen, tief genug nur, um Galle und Blut zu spucken, sich selbst in den Dreck zu treten und Staub zu Staub.

Und doch: Du bleibst diesem Gefühl auf der Spur, dass in einem der Restaurants dieser Welt eine sättigende Mahlzeit wartet: Bisher unentdeckte Möglichkeiten, verführerisch drapiert, ballaststoffreich und lecker.

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