Regnet es, schlägt ihr Nabel mitunter takterweiternd im Dreiviertel. Verziehen sich die Wolken dann wieder, stülpt er alsbald Rudimente seiner Schafshaut über und lüftet die Membranen. Wagt nun eines andern Lebenslinie ihren Nabel zu tangieren, seine Kreise zu befingern, wagt eines andern Mundwinkel ihren Nabel zu beatmen mit Bartstoppeln reizend gar, zieht er sich mimoselnd in die samten-sanften Hügelketten zurück, die ihn allseits säumen.
Und mögen auch Fingerhüte unruhig trippelnd Spalier stehen, mögen in Vanillecreme getunkte Erdbeerfilets um Einlass bitten – er hat geschlossen bis zum nächsten Wolkenbruch. Der Rhythmus wird einstweilen geheim gehalten und nur im Stolperfalle gäbe die Aorta nabelzentrierten Vibrationsalarm.
War bei den mittelalterlichen mappae mundi Jerusalem traditionell der Nabel der Welt (und Gibraltar entsprechend das rechte Fußgelenk), sind zeitgenössische GPS-Systeme poliorgantransplantiert und werden virtuell beatmet. Einzelne Gebeine zu lokalisieren fällt da ebenso schwer, wie eine Silhouette zu rekonstruieren. Wir befinden uns jenseits des Mittelalters, sind längst wiedergeboren und nahen einer Zukunft fern jeder Herkunft. Wir jedoch besitzen noch einen Bauchnabel. Der die Mitte unseres Leibes mit ähnlichen Abweichungen markiert wie der magnetische Nordpol den geographischen. Der, sich selbst verschattend, dicht unter einem Sonnengeflecht ruht, welches als zentrale Verarbeitungsstation für den Bauchorganzirkel fungiert.
Frau Stella sagt:
Ihre Sprache, ihre Sprache… einfach ein Genuss.
Wichtiger noch als das Sonnengeflecht empfinde ich den Beckenboden.
Der entscheidend zur inneren und äusseren Haltung(Spannung) eines Menschen mit beiträgt, aber ist dieser wiederum in Aktion ist auch das Sonnengeflecht aktiv.
Ole sagt:
Fein gesponnener, wahnsinnig geschmeidiger Text (in Deinen Worten könnt ich baden), der für einen meiner besten Freunde als einem der ganz wenigen Menschen nicht gilt: Er hat keinen Bauchnabel (mehr). 🙂
kopffuessler sagt:
Liebe Frau Stella, da sagen Sie was Wahres mit dem Beckenboden. Wird im nächsten Text auch berücksicht, I swear 😉
kopffuessler sagt:
Lieber Ole, Du machst mich mal wieder verlegen. Dem Freund ohne BN mein Mitleid, wobei das Gute ja ist: man kann gut ohne sie leben. Nur wollen täte ich es eben nicht 🙂
Ole sagt:
bei dem rollen die Erdbeeren jetzt immer runter. und der sekt suppt auch gleich gen hüften… :
besides: ein wenig gesunde Gesichtsdurchblutung kann ja nicht schaden. 🙂
kopffuessler sagt:
Bringt einen umso schneller dazu, die Erdbeeren zu essen statt mit ihnen Murmeln zu spielen und dazu sind sie ja schließlich auch gedacht. Zum Thema Gesichtsdurchblutung schweigt sichs blasser werdend Erdbeerhälften zu mümmeln allemal am besten, hab ich mir sagen lassen und gebe diesen Tipp hiermit gerne der geneigten Allgemeinheit anheim.
dr.no sagt:
Ich möchte mal etwas zu GPS-Geräten sagen: Diesen Apparaten eigen ist ein m.E. unübertroffen radikales homozentrisches Weltbild. Nicht nur das sich das Universum um den Menschen schart, mehr noch, die Welt auf dem kleinen Monitor scheint sich stets nach der Blickrichtung (oder der Bewegung des Kraftfahrzeuges) des Betreibers neu zu ordnen, im wesentlichen ein “okularisches Weltbild” sozusagen. Von mir hoch geschätzte handliche Egomaschinen allemal. Hatte ich früher schon mal ausgeführt, wenn Sie erlauben.
kopffuessler sagt:
Verehrter Dr. Niemalsnicht, haben Sie vielen Dank für Ihren gerade fachlich unsere Diskussion bereichernden Beitrag über die GPS-Geräte. Für mich Laien klingt das ja durchaus ein wenig nach .
In jedem Fall wäre das von Ihnen angesprochene okularische Weltbild in einem eigenen Rahmen näher zu beleuchten.
King Fisher sagt:
Also, ich mag ja eher Himbeeren.
kopffuessler sagt:
Raspberries! Framboesas!