Er habe ja so das Gefühl, er verstünde immer noch nicht, was ich eigentlich wolle, und schlimmer noch, ich wüsste es selbst nicht.
Und dann sitzt er da, mir gegenüber, und erzählt von der Welt und ihren Ecken bzw. seinen Lieblingsecken darin, und dass er nichts schmecken könne, dass er keinen Alkohol trinke, und dass er mal Bankdirektor war. Mit Auszeichnung und Ausschüssen und 5 Sternen und 5 Sekretärinnen. Und von seinen Autos und Mountainbikes (und ihren Marken und Macken und ihren Neidern), die er jetzt gerade los wird und was das für eine Veränderung sei und wie sie ihn alle anstaunten, die Neider, aber auch die Mütter und dass er jetzt eine Monatskarte besäße.
Nach einem flüchtigen Zwischendurchblick auf mich, wiederholte er das Gefühl, er verstünde immer noch nicht, was ich eigentlich wolle, und schlimmer noch, es scheine, als wüsste ich es selbst nicht.
Und dann fragt er, was ich denn gerne verdienen möchte, obwohl, wie er hinzufügt, die Frage nach dem Geld nur von Menschen ohne ebendieses diskutiert werden würde und es Bankdirektoren z.B. egal sei, ob sie 500.000 oder 750.000 verdienten und, dass in Namibia eine Flasche Vodka nur 15 statt wie in Frankfurt / Main 150 kostete. Er erzählt von seinem Weg, den er, aus einem einfachen Hause kommend bisher erfolgreich beschritten und den er mir in allen Details auch für die nächsten 20 Jahre aufzeichnen könne. Nur, dass er noch nicht wisse, ob er ihn denn auch tatsächlich weiter beschreiten möchte.
Das Handy vibriert auf dem Tisch zwischen uns und er wiederholt beim Lesen der eingehenden Nachrichten sein Gefühl, er verstünde immer noch nicht, was ich eigentlich wolle, und schlimmer noch, es scheine, als wüsste ich es selbst nicht.
Auswandern wolle er eigentlich, oder würde er eigentlich gerne, wenn die Million dazu da sei, und beraten würden ihn 5 Freunde auf die 5 Kontinente verteilt und ganz wichtig sei die Intuition, ob man durchschlafe in der Nacht davor z.B., aber Gott gäbe es nicht, das sei ihm klar geworden, er sei mittlerweile auch kein Agnostiker mehr sondern Atheist.
Mich fröstelt zunehmend, obwohl ich anfangs trotz seiner Warnung draußen hatte sitzen wollen, ich will nach Hause und das mit dem Fahrrad, obwohl ich seit Tagen um mein lädiertes Vorderlicht weiß und er diagnostiziert (Eignungsdiagnostik gehörte neben Sprache zu seinen Kernkompetenzen) mir offensiv mangelnde Projektmanagementfähigkeiten und Weiblichkeit. Und überhaupt, er verstünde immer noch nicht, was ich eigentlich wolle, und schlimmer noch, es scheine, als wüsste ich es selbst nicht!
Wie verschieden wir Menschen doch sind.
T.M., Nachwuchsheld sagt:
Hab alles verstanden. War gar nicht schwer! Cool!
kopffuessler sagt:
Ach com! Das ging dir beim Beitrag davor auch schon so.
note to self: Mehr Sätze mit “Und dann” beginnen
King Fisher sagt:
Schade um die Zeit!
Leider gibt’s ne ganze Menge von dem Schlag – aber vielleicht sind ja die “Neider” ganz nett.. 🙂
kopffuessler sagt:
King Fisher sagt:
Nur das mit dem Kokain hat sich auf Dauer nicht bewährt. Das lassen wir besser hier.