Gestern

Gib meinen Worten Halt

An Regentagen wie diesen am liebsten einen Fransenteppich, einen kuschligen, barfuß begehbaren. So dick, dass die Fäden meine bloßen Fußsohlen nicht kitzeln sondern zwischen den rotlackierten Fußnägeln nach Fetzen blauen Himmels suchend auftauchen. Immer eine Prise Wolle im Mundwinkel. So weich, dass harsche Wortkrater dahinschmelzen, so kräftig, dass meine Waden Halt finden, und bitte so warm, dass Zittern überflüssig wird.

Denn das Plätzchen, das sich Arbeit nennt, ist dieser Tage so unsympathisch, dass jedes Wort Verlust, jeder Blick Angst und jeder Schriftzug Ärger in sich trägt. Die Abteilung ist in den Keller gezogen, ich friere nicht nur deshalb jeden Tag. Umso wichtiger sind die Tage an der frischen Luft und mag sie noch so regenverhangen sein, die Tage, deren erste Tasse Kaffee nicht am Schreibtisch getrunken wird, deren Höhepunkt nicht der Auslauf um den Weissensee ist, um die Körpertemperatur Richtung 37°C zu schubsen. Im Schlaf lässt sich die Wärme dann bis zum nächsten Morgen konservieren, dort weicht sie dem Weckerklingeln, mitunter bereits Minuten zuvor.

Angst, der alte Kumpel, ist wieder da, aber dich hat er nicht mitgebracht, nur ein Feld vertrockneter Sonnenblumen servierte er mir im Pfingsturlaub – nonchalant wie immer, neckisch in einen Teppich Butterblumen gebettet. Ja, doch, Butterblumen!

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