Gestern

Steiniger Apéro

Die mäandernde Leichtigkeit, die meinem Rückgrat Gänsehaut verursachte, klebt am Niewieder, in unsichtbare Ferne gerückt. Schnee ist gefallen und der Aperol geleert von Gästen, die zu früh gingen. Es bleiben leere Fächer im Eisschrank und ungefüllte Blumenvasen. Der Fahrstuhl ist ohne Gesang. Herbst. November gar. Zeit zu träumen.

Unter meinem Baum im imaginierten Kiesbett liegend, das noch sonnenwarm Abdrücke auf meine nackten Schenkel prägt, will mir nicht in den Kopf, wie ich dich hatte gehen lassen können. Nun weile ich hier unter meiner theatralischen Weide, mein Gesicht seitlich dicht an den Boden geschmiegt, mir einbildend, deine Fingerkuppen auf meiner Haut zu spüren, während es einzig und allein kleinere Kiesel sind, angenehm warm und wohl gerundet.

Du hingegen sitzt in deine Aufzeichnungen vertieft mindestens einen Steinwurf entfernt an den Stamm der von dir so geliebten Sommerlinde gelehnt, dein Gesicht verschattet, kaum erkennbar weil abgewandt. Selbst im Traum. Und doch, ich schmecke deinen Geruch, der jedem einzelnen Kiesel anhaftet, den ich mir mit von Wehmut durchtränktem Genuss auf der Zunge zergehen lasse.

3 Gedanken zu „Steiniger Apéro“

  1. schneck sagt:

    ich möcht ein kiesel, ach, sein, jemals aber gewiss ohne steinwurf. (es gibt die möglichkeit, mit einem roller hinunterzubrausen ins tal, für 5 euro).

  2. Ralph sagt:

    Nie verursachten Kieselsteine mehr Gänsehaut und wohliges Schauern.
    Wie ermutigend, daß es trotz twitter noch erotische Lyrik gibt. Oder wieder?!

  3. kopffuessler sagt:

    @schneck, brausen geht immer! Mindestens einen Steinwurf weit.

    @Ralph, Kiesel an Gänsehaut? Ich weiß nicht was es noch oder wieder gibt. Trotz auf alle Fälle.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.