Gegenwart

nächtens only

By the Sea | © Anne Seubert

Wenn ich ein Wasser wär, flöss’ ich in dein Meer,
flöss’ ich bei Ebbe dir zu Füßen,
flöss’ ich bei Flut dir um die Knie in dein Meer, deinen Strand mitnehmend für eine Insel,
unerreichbar am Horizont.

Wenn ich ein Wasser wär, trüge ich dich bis ans Ende aller Wellen, da wo die Stille sich streckt und die Gedanken hörbar,
trüge ich dich ins Buch aller Bücher und
über die letzte Seite hinaus auf meinem Rücken in ein Meer, das gerade fliegen lernt.

Wenn ich ein Wasser wär, tränke ich dich in Schlucken,
tränkte ich dich mit meinen Salzen und Süßen,
tränke ich dich über den Durst hinaus in Scharen und Scheinehen über die Schwelle des Himmels, der für alle offen.

Wenn ich ein Wasser wär, regnete ich für dich nächtens only,
regnete ich für dich aus Wolkentürmen, so hoch, dir würde schwindelig beim bloßen Anblick,
regnete ich für dich in Fäden, die von Hand gebunden, so fein sich an deine Haut schmiegend, einen Glanz spürbar werden lassend, so feucht wie golden.

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