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Morgenroutine

Während mein linker Daumennagel noch überlegt, ob er und wenn ja, wie tief er einreißt, warte ich, dass etwas vorübergeht, dessen Namen ich noch nicht kenne. Es könnte ein Gewitter sein, ein Schmerz, ein Sehnen und bleibt ob aller Wucht ungefasst. Der Riss manifestiert inzwischen, meinen Nagel spürbar teilend und eine hörnerne Wunde offenbarend, die so schmerzlos und leise, nachhaltig irritiert.

Während mein rechtes Augenlid bereits mit dem Tag flirtet und meine Augen dem Licht auf die Spur zu kommen versuchen, bleibt meine Zehe unter Deck, will heißen: unter der Decke. Das Licht ist schüchtern an diesem Morgen, oder träge, in jedem Falle möchte es den Raum nicht betreten, in dem ich warte, dass die Nacht endet und der Tag beginnt. In dem ich aufgebahrt liege, geradezu passiv, dabei weiss ich wohl, dass sowohl der Tag als auch die Nacht beides sind: Eroberte und Erobernde.

Während meine Hüfte die beiden Knie anruft – Video ist um diese Uhrzeit keine gute Idee – lacht sich mein Bauch bereits ins Fäustchen. Er weiss, was er heute will und wie er es bekommt. Die Knie aber räuspern sich erstmal ausgiebig, es ist kühl geworden und als Gelenk weiß man wärmende Ruhephasen zu schätzen, was nicht heisst, dass sie nicht aufbruchsbereit sind. Die Hüfte morst erste Aufträe. Strecken, Legen, Lockerungsübungen und Wellen. Als wäre man beim Friseur, scherzt das linke Knie und dreht seine Scheibe versuchsweise zwei Minuten weiter.

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