Geliebte

Bevor alles zu spät und wir wahr

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Manchmal denke ich an dich.
Dann erinnere ich mich, dass du
genauso gerochen hast, wie ich dich in Erinnerung hatte,
und schon
denk ich mich an dir entlang,
erst zufällig,
gelandet, da wo dein Hemd einen Knopf offen trug,
und von dort
von Lieblingsstelle zu Lieblingsstelle.
Schließlich über deine Schulter, und von dort,
mit etwas mehr Abstand wieder
weit über dich hinaus.

Manchmal denke ich an dich.
Dann fällt mir ein, dass du
gar nicht da bist, wo ich dich in Erinnerung habe,
und schon
habe ich dich wieder im Arm und dein Gewicht
wiegt so schwer wie du wirklich bist
an meiner Schulter, da, wo eigentlich nur dein Kopf lag.
Wo plötzlich ein ganzes Leben
sich breit machte, und lang und schwer,
denn ausgesprochen macht so ein Leben
ganz schön was her.

Manchmal denke ich an dich.
Dann spüre ich diesen deinen Blick,
der mich wie immer freundlich, aber bestimmt
auffädelt und,
ohne auch nur eine Wimper auf’s Spiel zu setzen,
jeden Augenblick beim Vornamen nennt und ihm Burrata serviert
mit einem Extra-Schuß süßer Crema,
und vor der Sperrstunde ein Glas von dem roten Wein bestellt,
bevor alles zu spät
und wir wahr.