Gelüste

Sommerabendgarderobe

Deine Arme halten was sie versprechen. Dein Blick trägt – auch durch die Nacht. Und ob wir schon fröstelten bereits um viertel nach elf, als wir noch zu unserer letzten Destination aufbrechen, so blieben wir doch bis drei. Bis die Klause uns in die Nacht schickte, wo ein Heimweg wartete mit Lastenrad und Gänsehaut. Mit dem Hunger auf sommersprossenden Morgen, angefixt von geahnten Geschichten und geschickt gedrechselten Projektionen.

Schatten für Schatten war dein Schritt mir voraus über das Parkett der Banalitäten gefolgt, hatte einen Pfad getreten in diese Stadt, die ihre Schlösser auferstehen lässt, als wären es Tiefkühltorten: Eiskalt und über jeden Geschmack erhaben. Du legst die Flügel an und kredenzt den Rotwein unter der Brücke zwischen Tango und Mitteschick, da wo der Boden Strand atmet und meine Absätze kokett ruiniert.

Die Kollektionen sind durch, als wir ein und unter die Erde treten, da wo der Rauch noch durchlässig und die Kleider knielang. Einatmen und heraustreten machen wir uns zur Devise und stöbern lieber Künstler und ihre Scherenschnitte aus der Sommernacht. Eins und eins macht siebenundsiebzig dreiviertel sagst du und flirtest mit dem kajaltriefenden Kanal, der da nackten Oberkörpers im Mondlicht sich räkelt.

Gelüste

Funken auf Montage

Immer wenn große Entscheidungen anstehen, entzündet sich mein Körper. Schlägt Funken in die Flucht, fängt Feuer für die Veränderung, trotz Morast. Es verengt die Kapseln, versengt Synapsen, verpuppt Gelenke, kurz: es legt meinen Leib lahm für Tage Wochen, schützt ADHS vor. Nur um Momente später zu strahlen, übrigens, als hätte er nichts als Sonnen vernascht.

Immer wenn große Entscheidungen anstehen, gehen wir in Klausur, me, my body und der große Denker. Wir satteln Victoria, suchen uns eine herausfordernd lange aber nur mäßig hügelige Strecke durch den Morast das Grüne, verlassen die Stadt, die To-Do-Liste und meist auch das Internet. Wir schieben uns flussaufwärts als wäre er eine Gegenstromanlage, halten an jedem Kirschbaum und kehren erst heim wenn auch die letzten Gedanken reißaus genommen haben und die Seele ganz Forellenfilet in Salbeibutter und Kartoffelstock.

Dieses Mal stand der Niederbarnim auf dem Menü, Treidelpfaden galt es zu folgen gen Oderbruch. Victoria wollte geritten, aus- und verführt werden, wollte auf den Spuren der LPG wollüstig wuchernde Felder durchpflügen und mürbe Fabrikgelände umrunden. Unter der sengenden Sonne Brandenburgs wurde das Gras schneller zu Heu als wir der Schatten Herr. Der ein oder andere Barfuß durfte unterwegs immerhin ins länderteilende Nass bevor wir auf der Zielgeraden, die es sich als Kirschallee nicht nehmen liess, die letzten Oberschenkel zermürbenden Kilometer mit ebenso handzahmen wie erkenntnisprallen Früchten zu säumen: Kirschkern, ich schmeck dir heute noch!