Gelüste

Postlagernd

So viel offenes Meer war schon lange nicht mehr. So wenig Strand. Und schon gar keine Muscheln.

Dabei waren zu Beginn des Jahres so viele Wunderwaffen gezüchtet, so viele Dreizeiler geträumt, so viel Ruß aus den Wimpernzwischenräumen gekehrt gewesen – allein, es bleibt das Rauschen des nie-wieder-summen-wollenden Röhrenfernsehers, allmorgendlich mit der Heizung den Soundteppich knüpfend. Für einen neuen Tag jenseits der Bikinilinie, dafür mit abgeknabberten Traumfetzen auf der Bettkante. Muss das Bett bei anhaltendem Nieselregen eigentlich verlassen werden?

Das wolkige Grau vor dem Fenster tröstet auf dem Weg zum ersten Kaffee mitnichten, was der Regen an Tränen übrig lässt. Die Seele, seit Monaten magersüchtelnd, musste nun auch noch unters Messer. Klapperdürr das, was da vom OP-Tisch hüpfte. Fast meinte ich, die HB-Plättchen rasseln zu hören und Brille trägt sie jetzt.

Draußen wartet der Winter und ein Taschenkrebs, dem man spontan zuraunen möchte, seine quadratischen Zähne, und zwar alle zehn, diesem hinterhältigen Leben ins Herzfleisch zu rammen und dabei reichlich Tollwut anzubringen. Bitte ein Packerl vom großen Glück, postlagernd, ist allerdings alles, was ich bei seinem nächtlichen Anblick zwischen zwei Mützen Schlaf lispelnd zu Diktat bringe.

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