Wenn die Tage wieder heller werden, ist Zeit für Bergpanoramen, Käseplatten und den Blick fastforward über die Jahresgrenze hinweg. Ich wünsch mir für 2018 ein Jahr, das singt, eines, das Gänsehaut macht und Zeit aus dem Ärmel schüttelt, das es faustdick hinter den Ohren hat und zwischendurch immer wieder vergißt, wozu so ein Jahr gut sein soll und stattdessen tolldreist Nächte und Tage wild durcheinander wirbelnd über die Tanzfläche fegt.
Zuvor aber, Frau Wortschnittchen hat es vorgemacht, ein Schnelldurchlauf durch mein 2017.
Januar
Zurück aus Sri Lanka stieg ich in Berlin in ein Jahr, das den Winter gerade erst eröffnet hatte – ohne so wirklich zu wissen, worauf ich mich einlassen würde.
Februar
Der Februar wollte eigentlich gefeiert werden, stattdessen wartete er mit Planänderung, Krise und Neuanfang auf. Halleluja!
März
Viel Norden, viel Einsamkeit, eine intensive Runde Rehasport, eine Runde über österreichische Pisten und dann ganz langsam wieder berappelt. Spontan einen Drittberuf als Universitäts- Dozentin angetreten.
April
Projekte entgegengenommen. Gearbeitet. Präsentiert, erst in Stuttgart dann in Hamburg, die Schulter weiter gestärkt und Ostern spontan in Schwerin verbracht.
Mai
Fluchtgedanken gehegt und verworfen. Geliebt und Gelacht. Prüfungen abgenommen. Standgehalten. Pläne für den kommenden Winter geschmiedet.
Juni
Dem Borough Market, der Kunst und der Zukunft einen Besuch abgestattet, einen Tag bei Musik im Park verbracht, über ein Hausboot nachgedacht – das erste Mal also nicht beruflich in London – wie schön es sein kann!
Juli
Im Juli eine Lebensbeichte abgenommen, einen Roman begehbar gemacht und mal wieder eine Ausstellung inszeniert. Anschliessend den Eisernen Vorhang für eine Audienz in Moskau gelüftet, das Urban Forum Moscow hatte in seiner Einladung nicht zu viel versprochen.
August
Nach einem Ritt über den Jura, begann der August in einer Brasserie im Elsass mit Sauerkraut, Cremant und Käse und endete in Hamburg. Eigentlich war ich hier schon urlaubsreif. Das Jahr kam da allerdings erst so richtig in Schwung.
September
September und Oktober sollten die arbeitsintensivsten Monate werden. Ausserdem wurden im September seit über 15 Jahren wieder öffentlich eigene Texte gelesen – ein großes Vergnügen. Nicht zufällig lag im September auch Kassel und erstmalig die documenta auf dem Weg.
Oktober
Zwischen Buda und Pest leiteten wir den Oktober ein, später dann besuchte ich erstmalig mit offenen Augen das Hansaviertel anlässlich seines 60. Geburtstages und wünschte dem Wintergarten zum 25jährigen alles Liebe! Ansonsten war im Oktober Frankfurt zumindest den Wochenenden gewidmet.
November
Im November habe ich meine Koffer und die letzten Projekte des Jahres zusammen mit meiner Sonnenbrille und den über die Jahre mürbe gewordenen Französischkenntnisse zusammengepackt und mich nach Marokko abgesetzt. Sonne, Farben, Würze tanken standen auf meinem Plan – “got lost” auf meinen Postkarten.
Dezember
“Where do we go if we don’t know where to go?” habe ich mich daher nicht nur aber explizit Anfang Dezember gefragt und spontan beschlossen, zu entspannen und den Liebsten für den Rest des Jahres und darüber hinaus auf eine Klausur in die Berge zu entführen. Gute Idee –
und damit zum Jahresendzeitfragebogen, wie schon zu den Jahren 2013, 2014 und 2016.
Zugenommen oder abgenommen?
Den Jeans nach: abgenommen.
Haare länger oder kürzer?
Unverändert lang, na gut, den Fotos nach: deutlich länger.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Unverändert morgens bis zum ersten Kaffee unscharf.
Mehr ausgegeben oder weniger?
Deutlich mehr. Aber auch deutlich mehr verdient.
Der hirnrissigste Plan?
Der gleichzeitig beste: #machenstattwollen zum Motto zu erklären.
Die gefährlichste Unternehmung?
Mein Herz auseinanderzunehmen..
2017 zum ersten Mal getan?
Beruhigend viel. Unter anderem Schneeketten angelegt, geblitzt und abgeschleppt worden. Tajine gekocht und eine Medina besucht. Mich verlaufen. Auf offenem Feuer gekocht, den afrikanischen Kontinent besucht, einen Vortrag im Westin Grand gehalten, eine chinesische Konferenz besucht. Weihnachten zu acht gefeiert. Dem Prozess vertraut. Ja gesagt. Einen Mann in die Notaufnahme gebracht. Als Kulturwissenschaftlerin auf dem Podium gesessen. Ein Radisson Blue bespielt. Eine 100-Personen-Veranstaltung moderiert. Einer Einladung der Stadt Moskau gefolgt.
2017 nach langer Zeit wieder getan?
Eine Lesung gewagt und auf Französisch gelebt. Das Elsass besucht, Silvester auf einer Hütte verbracht, mich neu eingekleidet. Weihnachtskarten geschrieben.
Die meiste Zeit verbracht mit…?
Hirn und Herz – der Podcast erscheint 2018 🙂
Die schönste Zeit verbracht mit…?
Anderen Menschen und meinen Texten.
Vorherrschendes Gefühl 2017?
Holy Moly!
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Die neue Diagnose, das schlechte Gewissen, zehrende Sorgen.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Vertrauen.
Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Vertrauen.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Zeit für mich.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
“Für dich.”
Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
“Wir stiegen der Nacht aufs Dach und verschwanden.”
2017 war mit 1 Wort…?
#machenstattwollen – Danke, 2017, dass du dich hast verführen lassen.
2018 wird mit einem Wort..?
Eines, das es in sich hat. Ich habe mich für Milde entschieden. Und für Musik!