Gedanken

Wackelkontakte

Wackelig war der Kontakt eigentlich immer schon. Wer ist dieses Wesen, das da in meinem Körper steckt? Und wessen Körper umhüllt so dreist meine Seele? Beiderseits herrschte Unzufriedenheit, mitunter gar Frust.
Dem Seelchen war der Körper viel zu massiv: zu laut die Stimme, zu raumgreifend der Schritt, zu breit Becken und Schultern, zu kräftig die Schenkel und zu vorwitzig die Zehen. Es fühlte sich nicht adäquat umhüllt von diesen fleischigen Schichten die es in dieser unserer Welt repräsentierten und seufzte dementsprechend bei jedem Passieren eines Spiegel in ungespielter Verzweiflung.
Umgekehrt brummelte der Körper oft über dieses hysterische Etwas, das da ständig jammerte, ewig zaghaft sich versteckte, das bei jedem Räuspern schier zusammenbrach und mit dem man einfach nicht streiten konnte. Dieses zarte, weinerliche Wesen, das da in seinem Inneren hauste, war ihm nicht geheuer, strengte ihn aber ungeheuer an. Jeden Schritt kommentierte es zweifelnd, jede Veränderung machte es wanken und jede neue Aufgabe wurde stande pedes zum Problem.
Als man sich heute jedoch unter der Dusche unwillkürlich begegnete, weil das Licht mal wieder für Sekunden ausfiel, blieben die Vorwürfe aus. Behutsame Neugierde überwog und machte ein Berühren möglich.
Möge der Kontakt wackeln, wachsen, werden: sein.

3 Gedanken zu „Wackelkontakte“

  1. amadea sagt:

    Der Text ist in der Mitvergangenheit geschrieben – ich habe den Eindruck, dass der Kontakt schon ziemlich stabil ist 🙂

  2. kopffuessler sagt:

    Vielleicht haben wir unterschiedliche Ansichten von “stabil”? Ich sag mal jein!

  3. engraver sagt:

    ich seh gerade, es ist noch diesig aber ein paar sonnenstrahlen brechen durch

    menschen bei denen gar nichts wackelt gibt’s gar nicht.

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