Gemäuer

Zeit des Kragenknopflochs

Der Atem zögerlich, die Beine Perserteppichen gleich ein gewebtes Mosaik eingefärbter Wollfäden: ins Stocken geraten, in die Fläche gedrungen, aller Dimension verlustig gegangen, der nächste Schritt einer der unmöglich. Der rechte Fuß dem linken fremd, zwischen ihnen eine Sturmflut brandend, kein Ufer in Sicht. Schenkel, die zittern statt halten, Knie, die ihrer Rolle fern zu Schildern mutieren, durchgedrückt bis an die Wand, die mehr Vermutung denn Architektur, und eine Hüfte, die alle Schlösser schließt, seien sie auf Sand, Stein oder Mutterkuchen gebaut.

Der Schlaf einer, der des Träumens überdrüssig, einer, der fragt bevor er das Fenster öffnet auch wenn ihm bei geschlossener Tür die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben scheint: Augöffnungen als Zeugen eines Kopfes, dessen Leere hallt. Dessen Ufer brackiges Wasser zur Schau stellen um die Trockenheit zu vertuschen: Notdurft Smalltalk.

Der Blick einer, der bei Ankunft heilt. Doch Heilung etwas für Turteltauben, erwiderst du mit Blick auf das Kopfsteinpflaster, öffnest deine Wunde und legst die Mähne aufs Schafott: Aufgeben wieder als Aufgabe wahrnehmen, den Seitenstrang bloßlegend, den Nacken offen tragend: Es ist die Zeit des Kragenknopflochs, das die Nelke trägt auch und gerade wenn der Knopf längst verloren: Die Revolution am Revers und das Revers an der Reissleine.

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